Homöopathie - Heilung oder Humbug?

Dokumentation Film von Carsten Binsack,
D 2013 - Do 21.03.2013,  3Sat
Der Film versucht einigermaßen sachlich Befürworter und Gegner der Homöopathie zu Wort kommen zu lassen

Nicht eindeutig geklärt ist, was in diesem Film genau unter „Homöopathie“ zu verstehen ist. Die Firma Similasan ist hauptsächlich für die Herstellung hom. Komplexmittel (z.B. werden Augentropfen erwähnt) bekannt. Die Anwendung hom. Komplexmittel hat mit der „klassischen Homöopathie“, bei der ausschließlich homöopathische Einzelmittel nach dem Simile-Prinzip Verwendung finden, nichts zu tun. Similasan stellt zwar auch einige EM her, ist aber als Firma eher für die Herstellung homöopathischer Komplexmittel bekannt.

Zu Edzard Ernst:

Herr Ernst kommt im Film recht häufig zu Wort. Er ist bekannt als verbissener Gegner alternativ medizinischer Methoden, insbesondere scheint ihm die Homöopathie ein Dorn im Auge zu sein.

Was könnten nun die Motive von Herrn Ernst sein, so massiv und verbissen gegen die Homöopathie vorzugehen?

  • Vielleicht ist dem „Wissenschaftler“ Ernst die Homöopathie ein Dorn im  Auge?

Dem steht allerdings gegenüber, dass die Argumentation von Herrn Ernst selbst wenig wissenschaftlich ist. Die Aussage: „Die Homöopathie ist reiner Placeboeffekt“, ist eher polemisch zu interpretieren. Exakt müsste es heißen: „Mit den heutigen Methoden konnte ein Wirkungsnachweis nicht eindeutig nachgewiesen werden“. Exakt  heißt das, dass eine Wirkung von potenzierten, homöopathischen Einzelmitteln nicht ausgeschlossen werden kann.

  • Vielleicht sind es rein ethische Gründe und Herr Ernst versucht die armen Homöopathiegläubigen auf den rechten Weg zu leiten, um sie vor großem Unheil zu bewahren?

Dagegen spricht, dass die meisten „Homöopathiegläubigen“ durch eine erfolgreiche homöopathische Therapie zu Anhängern der Homöopathie geworden sind. Viele davon wurden vorher erfolglos schulmedizinisch behandelt und schließlich durch eine klassisch homöopathische Behandlung geheilt.

  • Vielleicht ist aber Herr Ernst einfach nur ein  frustrierter, vom englischen Königshaus und vom Dekan der University of Exeter gedemütigter Mann, der daran gehindert wurde, die Komplemetärmedizin in Grund und Boden zu verdammen.

Herr Ernst dürfte ein Kämpfer sein, der, wie er selbst von sich sagt, einer Kontroverse nicht aus dem Weg geht. Das Problem ist aber, dass für ihn nur seine eigenen Gedankengänge Gültigkeit haben und diese werden mit unsachlichen, unwissenschaftlichen Argumenten untermauert (siehe Punkt 1).

  • Es könnte aber auch sein, dass Herr Ernst sich ernsthaft Gedanken darüber macht, wie man Menschen, die durch alternative Methoden Schaden erleiden (vielleicht wirken sie ja doch), bzw. durch die Nichtinanspruchnahme der Schulmedizin gefährdet sind, helfen könnte?

Hier gäbe es allerdings für Herrn Ernst ein wesentlich ergiebigeres Gebiet, um tätig zu werden.

Interessant sind hier z.B. die iatrogenen Erkrankungen, also Erkrankungen, Todesfälle, die Folge einer falschen medizinischen Behandlung sind.

Die unangenehmen Folgen, die durch iatrogene Krankheiten entstehen, sind zahlreich und nehmen immer weiter zu. So zeigen amerikanische Studien, dass allein in den USA die Sterberate an iatrogenen Krankheiten mit 180.000 jährlich jede andere Sterberate durch Unfälle, einschließlich Autounfälle, in den Schatten stellt. In größeren Obduktionsstatistiken gelten 0,41–14,2% der allein oder in Kombination mit anderen Erkrankungen zum Tode führenden Hauptleiden als „durch Handlungen des Arztes hervorgerufen“, d.h. iatrogen bedingt (Nekachalov 1990, Glumov et al. 1990).Durch diese Entwicklung entstehen Kosten in Milliardenhöhe.

„Wäre das nicht ein wesentlich wichtigeres Betätigungsfeld für Ihre ungenutzten Energien, anstatt sich auf die klassische Homöopathie  einzuschießen Herr Ernst, noch dazu, wo es ganz offensichtlich ist, dass Sie hier  wenig Erfahrung haben?“

Eine bemerkenswerte Aussage von Herrn Ernst:

„Wo nichts drin ist, kann auch keine Wirkung sein“ zeigt das mittelalterliche Denken, das Herrn Ernst und auch der Schulmedizin erstaunlicherweise immer noch eigen ist: „Nur Materie in Form von Gramm, Milligramm usw. kann wirken“.

Allerdings ist in anderen Bereichen, wie z.B. in der Physik der Einfluss über Informationen schon lange eine Selbstverständlichkeit

Unter diesen Aspekten muss man annehmen, dass Herr Ernst sich mit der klassischen Homöopathie nie ernsthaft auseinander gesetzt hat. Sein Wissensstand dürfte hier bei der Potenzierung stehen geblieben sein.

Seine Maxime: „Was nicht erklärbar ist, darf auch nicht sein“ lässt einen unüberwindbaren Tellerrand erahnen und bestätigt nur die schon seit dem Alten Rom bestehende Rivalität zwischen Anhänger des Empirismus und des Rationalismus.

Herr Ernst lässt nur die sogenannte rationalistische Denkweise gelten und übersieht dabei geflissentlich, auf welch tönernen Füßen die Beweisführung mittels randomisierten, doppelt verblindeten Studien steht. Er wirft den Homöopathie Studien, die zu positiven Ergebnissen kommen, das Fehlen von unabhängigen Überprüfungen vor und übersieht, dass diese Vorgangsweise nicht nur in der Pharmabranche gang und gäbe ist.

Ich bezweifle ernsthaft, dass Herr Ernst jemals an einer korrekt durchgeführten homöopathischen Arzneimittelprüfung teilgenommen hat.

Wer die spezifischen Wirkungen einer potenzierten Arznei am eigenen Körper erfahren hat, weiß um die Wahrheit, die hinter der klassischen Homöopathie steckt, auch wenn sie mit den heutigen Methoden noch nicht verifiziert werden konnte.

G. Fabiani
Pharmareferent